18 August 2015

Erklärungen zu Treffen mit Kirche und Gefängnisdasein

Mitglieder der Friedensdelegation der FARC-EP und obere Mitglieder der katholischen Kirche haben sich in Kubas Hauptstadt Havanna getroffen, die auch Ort der Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung ist. Unter anderem trafen Mitglieder der Guerilla auf den Präsidenten der Bischofskonferenz, Luis Augusto Castro, auf den Bischof der Diözese Sincelejo, Nel Beltrán Santamaría, sowie auf den Heiligen Darío Echeverri, Generalsekretär der nationalen Schlichtungskommission.

Guerillakommandant Carlos Antonio Lozada diskutierte während der Sitzung die Möglichkeit, dass sich der Papst Francisco mit Delegierten der FARC-EP trifft und sich am Dialog zur Beendigung des über 50-jährigen Konfliktes beteiligt. Vom 19. bis zum 22. September ist der Papst zu Gast im sozialistischen Kuba. Die Entscheidung des Papstes, sich mit der Guerilla zu treffen, liegt ganz beim Vatikan und der kubanischen Regierung, so Carlos Antonio Lozada.

Unterdessen kritisierte der Oberkommandierende der FARC-EP, Timoleón Jiménez, den kolumbianischen Präsidenten und die Regierung. So sagte er in der Erklärung mit dem Titel „Ernste Störungen hängen über dem Frieden“, dass es leicht ist einzusehen, „dass trotz des Optimismus, der kolumbianische Staat weiter aufrüstet und sich auf den Krieg vorbereitet.“ Damit spricht er die fehlende Bereitschaft für einen beidseitigen Waffenstillstand und Deeskalation an. Auch zu anderen Aspekten im Rahmen des Friedensprozesses äußerte er sich kritisch.

Und wieder einmal debattiert die Öffentlichkeit das nur allzu ungern betrachtet und oftmals nicht beachtete Thema der politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen der FARC-EP in den Gefängnissen. In Kolumbien gibt es insgesamt über 156.000 Gefangene, davon sind mindestens 9.500 politische Gefangene, worunter auch Tausende Kriegsgefangene der Guerilla zählen. Angeklagt wegen Terrorismus und Rebellion ist ein Großteil von ihnen in den sieben Hochsicherheitsgefängnissen untergebracht. Dort jedoch gibt es schwere Menschenrechtsverstöße und Folter.

Im vergangenen Dezember, nach dem Tod von Ramón Emilio Mallarino, Alexander Giraldo Parra,  Luis Carlos Riazcos und Jaime Alberto Aroca Lucuara, veröffentlichten die FARC-EP eine Erklärung, in dem sie die mangelnde Gesundheitsversorgung und die unmenschliche Behandlung der Guerilleros anklagten. Ebenso forderten sie die Öffentlichkeit auf, den Strafvollzug, die humanitäre Krise in mehreren Gefängnissen des Landes und den zukünftigen Umgang bzw. die Freilassung der Gefangenen zu beachten.

Erst im Juli veröffentlichten mehrere Akademiker, Intellektuelle und Menschenrechtsbeobachter einen Brief an den internationalen Gerichtshof und forderte die Regierung auf, 71 politische Gefangene der Guerilla aufgrund ihres Gesundheitszustandes freizulassen. Der Brief wies ebenfalls darauf hin, dass die Bedingungen, in denen sie im Freiheitsentzug leben, unmenschlich und unhygienisch sind. So forderte bereits der Guerillakommandant Simón Trinidad, inhaftiert in den USA, dass es Ziel des Friedensdialoges sein muss, dass die Regierung nicht nur den Status für aktuelle Kämpfer definiert, sondern auch für die Hunderten von Gefangenen der Guerilla, von denen bisher wenig gesprochen worden ist.

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