25 Februar 2015

Intensität des Konfliktes in Kolumbien zurückgegangen

Die Intensität des bewaffneten Konflikts in Kolumbien ist im vergangenen Jahr 2014 im Vergleich zum Jahr 2013 deutlich zurückgegangen. Zu dieser Schlussfolgerung kommt der Bericht der Organisation Paz y Reconciliación (Frieden und Versöhnung).

Im vergangen Jahr gab es eine Rückgang sowohl bei den Kämpfen, Getöteten und Verwundeten, als auch bei Entführungen, Vertreibungen und Angriffen auf die Zivilbevölkerung. Eine Erhöhung der Zahlen gab es jedoch unter anderem bei Angriffen auf die Infrastruktur des Energiesektors. In dem Bericht werden nur 1186 Angriffe, gegenüber 2003 Angriffen im Jahr 2013, erwähnt. Generell gab es von 2010 bis 2013 fast gleichbleibend hohe militärische Aktionen im Bereich und nun einen deutlichen Rückgang.

Während der Monat August klar die Spitze der Konfrontationen ist (211 Aktionen) sind die Monate April (39), Mai (23) und Dezember (57) die Zeiträume mit den wenigsten militärischen Aktionen. In diesen drei Monaten wurden unter anderem einseitige Kampfpausen der FARC-EP verkündet. Eine Zunahme gab es bei Angriffen auf Tankwagen der Erdölindustrie sowie bei Angriffen auf privates Eigentum. Von den 94 getätigten Angriffen auf privates Eigentum, vermutlich im Zusammenhang mit Finanzierung, fanden allein 38 in der Provinz Huila statt. Die Provinz hat einen besonderen geostrategischen Raum zwischen den verschiedenen politisch-militärischen Strukturen der FARC-EP.

León Valencia, Direktor der Organisation Frieden und der Versöhnung, legte mehrere Schlussfolgerungen für die Reduktion des Konfliktes in Kolumbien nahe. Der 40-prozentige Rückgang der Gewalt hängt viel mit den verschiedenen einseitig ausgerufenen Waffenruhen der FARC-EP zusammen, die insgesamt 56 Tage abdecken. So sind die Waffenruhen zu 98 Prozent eingehalten worden und bei den fünf verkündeten pausen gab es nur zwei Verstöße. Dies impliziert, dass es feste Kommando- und Kontrollstrukturen in der Guerilla gibt.

Zudem hat sich die aufständische Bewegung seit 2013 auf die politische Arbeit konzentriert, so der Bericht. Sie baut die soziale Basis auf, um sich auf das Ende des Konfliktes vorzubereiten. Das Jahr 2014 war außerdem ein Wahljahr und die Guerilla nutzte die Wahlen nicht, um Störaktionen durchzuführen, sondern sie ließen die Wahlen gewähren. Die FARC-EP nutzten ihre militärischen Aktionen vorrangig, um Druck auf die Verhandlungen auszuüben. Als die Verhandlungen gut liefen, gab es einen signifikanten Rückgang der militärischen Aktionen.

Der Rückgang der Intensität des bewaffneten Konfliktes bedeutet jedoch nicht ein friedvolles Jahr für Kolumbien. Die politische Gewalt in Kolumbien bewegt sich auf einem hohen Niveau. Die Nichtregierungsorganisation Somos Defensores (Wir sind Verteidiger) stellte im Jahr 2014 626 Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger fest, 55 wurden ermordet. Den Guerillagruppen wurden 7 Morde zugeschrieben (3 der FARC-EP und 4 des ELN). Ein Großteil geht auf das Konto von rechtsgerichteten paramilitärischen Gruppen, die von Teilen der Politik und staatlichen Sicherheitsorgane unterstützt werden.

Auch die FARC-EP hat in Kämpfen, trotz des einseitig ausgerufenen Waffenstillstandes und dem Fortschreiten der Friedensbemühungen, Verluste zu beklagen. Auf der Internetseite der Frauen in der FARC-EP (Mujerfariana) wird der Tod der 28-jährigen Jaqueline „Yake“ Patiño beklagt. Als Kämpferin der Front Aurelio Rodríguez im Chocó im Nordwesten Kolumbiens wurde sie bei einer nächtlichen Bombardierung Anfang Januar heimtückisch getötet. Der als humanitäre und friedensfördernde Geste ausgerufene Waffenstillstand wird so zur Posse.